Badmintonbälle  

  
 Naturfederbälle

Herstellung:

Viele glauben, Federbälle herzustellen sei ganz einfach. Ein Ball besteht ja nur aus einem Korkfuß, 16 Federn, ein bisschen Garn und etwas Kleber. Das ist ein großes Missverständnis. Obwohl es viele Federballfabriken in China gibt, müssen doch jedes Jahr einige schließen. Dies liegt vor allem daran, dass die Herstellung von Federbällen bester Qualität, hohe Fertigkeiten voraussetzt. Es ist schwierig, einen hohen Standard über den gesamten Fertigungsprozess aufrecht zu erhalten, weil noch ein großer Teil in Handarbeit erledigt wird.

Gänse- oder Entenfedern ??

Pro Flügel können nur 6 Federn für die Ballherstellung benutzt werden. Die Federn kommen aus 4 verschiedenen Regionen Chinas. Beste Qualitäten stammen aus dem Nordosten Chinas. Dort ist der Winter kälter und die Federn sind daher dicker. Andere Regionen sind die Provinzen Sichuan, Shandong und Anhui. Federn dieser drei Gebiete sind von zweitklassiger Qualität. Es kommt auch vor, dass Federn von skrupellosen Händlern aus Gewinnsucht gemischt werden und dann schwer zu unterscheiden sind. Ausgebildete Fachkräfte sind jedoch in der Lage, Federn der Spitzenqualität von Federn geringerer Qualität einwandfrei zu unterscheiden. Weißere Federn werden z.B. gerupft bevor die Gans geschlachtet wird. Alle Federn sind in der Regel handverlesen.

Naturfedern benötigen immer einen gewissen Anteil an Fett und Feuchtigkeit, um gute Haltbarkeit und optimales Flugverhalten bei harten Schlägen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Gänsefedern enthalten ca. 10% natürliches Fett. Diesen Kälteschutz produzieren die Gänse, um die harten Winter Nord-Chinas unbeschadet zu überstehen.

Die Ente lebt eher im wärmeren Klima, wie es z.B. in Taiwan vorherrscht. Sie braucht keinen so extremen Fettschutz. Daher ist der natürliche Fettgehalt der Entenfedern geringer und sie sind etwas spröder. Ein Federball aus Entenfedern hat deshalb eine geringere Lebensdauer als einer aus Gänsefedern. Taiwanesische Bälle sind meist aus Entenfedern hergestellt. Für das ungeschulte Auge ist der Unterschied praktisch nicht feststellbar.

Qualitätsauswahl der Federn:

Jede Rohfeder muss zwischen 1,7 und 2,1 Gramm wiegen, ansonsten wird sie aussortiert. Danach wird der Winkel der Federn mit einem speziellen Werkzeug gemessen. Dieser Schritt ist für den späteren, fertigen Ball besonders wichtig. Schon eine leichte Abweichung des Winkels einer einzigen Feder bringt den Ball ins trudeln. Deshalb wird diesem Fertigungsprozess große Aufmerksamkeit gewidmet. Jede Feder wird in je 7 Winkeln längs und quer zur Federebene unterteilt. Gänsefedern der 1. und 2. Qualität weisen 14 verschiedene Winkel auf.

Korkfuß:

Das Gewicht des Korkfusses liegt zwischen 2,2 und 2,6 Gramm, wobei die Basis einen Durchmesser von 27-28 mm hat und zum Ende hin gerundet ist. Der verwendete Kork sollte von 1A-Qualität sein und stammt meist aus Taiwan. Trotzdem muss Stück für Stück das Gewicht und der Rundungsgrad der Basis kontrolliert werden.

Einsetzen der Federn in den Korkfuß:

Das Einsetzen der Federn in den Korkfuß erfolgt mit speziellen Maschinen, um eine einwandfreie Positionierung sicherzustellen. Die 16 Federn eines Balles haben, von der Spitze bis zum Basisende gemessen, exakt die gleiche Länge von 63,5-64 mm, der Kreis der Federspitzen hat einen Durchmesser von 66,5-67 mm. In manchen Fabriken werden die Federn noch heute von Hand eingesetzt. Weil aber dieses Verfahren ungenauer ist, haben solche Bälle ein schlechteres Flugverhalten und sind allgemein billiger.

Korkfuß-Kleber:

Nachdem die Federn sauber in den Korkfuß eingesetzt sind, werden sie mit der Basis verklebt. Dieser Kleber unterscheidet sich wesentlich vom Zwirnkleber. Es dauert ca. eine Woche bevor er getrocknet ist und die Bälle zum verhäkeln weitergegeben werden können.

Häkeln des Zwirns:

Hier werden die Federn mit einer handbetriebenen Spezialmaschine umnäht. In einigen Fabriken werden gleichzeitig zwei Zwirnkreise auf die Federn genäht. Der Nachteil ist, dass durch die gleichzeitigen Zwirnverbindungen Löcher zwischen Feder und Zwirn entstehen. Obwohl dies eine schnellere Produktion erlaubt, reduziert sich dadurch die Haltbarkeit des Balles. Das gilt insbesondere, wenn der Kleber zusätzlich maschinell aufgespritzt wird.

Verklebung des Zwirns:

Der Kleber wird von Hand zweimal auf den Zwirn aufgetragen. Nachdem er an der Oberfläche trocken ist, werden die Bälle in die Rollen gesteckt, um ca. einen halben Monat weiter zu trocknen. Das Gewicht des Klebers ist auf exakt 0,6 Gramm limitiert, denn Abweichungen würden starke Auswirkungen auf das Flugverhalten und die Haltbarkeit des Balles haben.

Ball-Geschwindigkeiten:

Die Bälle wurden traditionell, entsprechend ihrem Gewicht, in die Geschwindigkeitsstufen 48, 49, 50, 51 und 52 unterteilt. 49 bedeutete 4,9 g, 50 bedeutete 5,0 g und so weiter. Diese Art der Klassifizierung war jedoch zu grob. Deshalb wurde die Norm für Ballgeschwindigkeiten geändert. Es werden nun stattdessen die Geschwindigkeiten 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79 und 80 angegeben, wobei jeweils ein 30cm-Abstand in der Flugweite besteht (höhere Zahl, weiterer Flug). Die Geschwindigkeiten entsprechen dabei einer Gewichtseinteilung in Grain (1 Grain = 0,065 Gramm; 1 Gramm = 15,4 Grain).

Die Geschwindigkeiten sind jedoch in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich. Zum Beispiel nutzt man in China im Sommer Bälle der Geschwindigkeitsklasse 76, während man im Winter 77er Bälle wählt. Geliefert werden nach Thailand häufig Bälle der Geschwindigkeitsklasse 75, nach Singapur, Hongkong und Malaysia 76 oder 77 und in die USA Bälle der Klassen 77 und 78. Nach Finnland, Kanada, Korea und Japan gehen meist Bälle der Klassen 78 oder 79, Australien verlangt Bälle der Geschwindigkeiten 79 und 80. Die Klassen 73-74 werden nur in Gegenden großer Höhenlage, wie z.B. der Provinz Yunnan im Süden Chinas oder Colorado Springs in den USA benutzt. In Deutschland findet man meist Geschwindigkeiten zwischen 76 und 79.

Lagerung:

Federbälle sollten in kühlen, leicht feuchten Räumen z.B. Keller, bei mind. 60% Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Auf keinen Fall dürfen sie in Kühltruhen, trockenen Schränken oder in Räumen mit Zentralheizung gelagert werden. Außerdem sollten Federbälle niemals vor dem Feuer erwärmt werden. Hitze trocknet nicht nur die Federn aus, sondern auch den Korkfuß. Sollte dies geschehen, verliert der Kork seine Form und die gesamte Geometrie des Federballs wird verändert. Zum Spielen ist er dann nicht mehr geeignet.

Sollte trotz einwandfreier Lagerung das Gefühl entstehen, die Federbälle seien ausgetrocknet, kann man die ganzen Rollen (ohne Klarsicht-Schutzfolie) vor einem Spiel für ca. 48 Stunden in ein feuchtes Tuch einwickeln. Dadurch wird die Feuchtigkeit wieder zugeführt und die Lebensdauer beim Spielen wesentlich verlängert. Diesen Effekt kann man auch erreichen, wenn man ein kleines Schwammtuch oder feuchtes Tuch in die Federballrolle einlegt. Das erhält das Feuchtigkeitsklima quasi "von innen".

Interessant zu wissen ist, dass Federbälle erst ca. 3 Monate nach der Produktion die optimalen Haltbarkeits- und Flugeigenschaften erreichen. Bei richtiger Lagerung trocknet der Leim gut aus und die Bälle sind sauber ausgeformt. Lagern Sie die Ballrollen immer stehend mit dem Kork nach unten. Federbälle werden im Dutzend geliefert (12 Stück pro Rolle).


 Kunststoffbälle

Bei Kunststoffbällen liegen die Dinge nicht ganz so kompliziert. Auch hier wird natürlich auf Qualität geachtet, denn der im Spritzguss aus Nylon gefertigte Korb des Balles hat zum besseren Spielgefühl ebenfalls einen Korkfuss. Kunststoffbälle sind eine preiswertere Alternative für den Einstieg in den Badmintonsport. Zwar sind in der Regel nur 6 Bälle in einer Rolle, dafür ist ihre Haltbarkeit wesentlich besser.

Das Spielgefühl eines guten Naturfederballs können Kunststoffbälle trotz aller Entwicklung aber nicht bieten. Die Flugbahn ist gestreckter, was bei harten Schlägen durchaus ein Vorteil sein kann, das technisch feine Spiel am Netz, sowie die charakteristisch weich-fallende Flugbahn eines Drop-Schlages aus dem Hinterfeld, ist mit Kunststoffbällen eindeutig schlechter.

  
 
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